Es sind manchmal Nebensätze oder auch nur Worte in Parenthese, die die Welt verändern. Im Leitartikel des angesehensten Mediums der westlichen Welt stand nun solch ein Satz – und er ist katastrophal.
In der wohl angesehensten und wahrscheinlich immer noch besten Zeitung der Welt, der „New York Times“, erschien gerade ein Leitartikel zu dem Attentat auf „Charlie Hebdo“. Wie meist an dieser Stelle namentlich nicht gezeichnet und in besonders hervorgehobenem Layout, also betont letztinstanzlich für die ganze Zeitung sprechend, beschäftigt er sich unter der Überschrift „Charlie Hebdo und Meinungsfreiheit“ mit der Frage, wie weit die Meinungsfreiheit gehen dürfe und ob es nicht auch für den radikalen Säkularismus – wie für religiösen Fundamentalismus – Grenzen geben müsse.
Die Gedankenführung ist zwar bisweilen etwas girlandenhaft unentschlossen, aber alles andere als aufrüttelnd. Bis dann ziemlich am Schluss der entscheidende Satz kommt: „Geschmäcker, Standards und Situationen ändern sich, und am besten ist es für Redakteure und Gesellschaften insgesamt, am Ende danach zu urteilen, was geeignet – oder sicher – zu drucken ist. (wörtlich: „To judge what is fit – or safe – to print“).
Wenn man das dreimal liest, wird klar: Das ist die offizielle Bankrotterklärung, die finale Unterwerfung der Pressefreiheit gegenüber der terroristischen Gewalt. Denn was in der internationalen Ausgabe der Zeitung erschien, das heißt; Sicherheit ist wichtiger als Wahrheit. Sicherheit ist wichtiger als Freiheit. Und dazu hat schon Benjamin Franklin gesagt: Der Mensch, der bereit ist, seine Freiheit aufzugeben, um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren.